Unsere 4.E-Jugend des Jahrganges 2010 hat aufgrund einer bitteren Niederlage im Halbfinale des SWO Wintercup gegen den späteren Turniersieger einen hervorragenden 3.Platz belegt. Soweit der Bericht für die Statistiker und Social Media Junkies. Hier kommt die ganze Geschichte hinter dem Bericht, die einmal mehr eindrucksvoll zeigt, wie unsere Ehrenamtlichen mit Herzblut und Leidenschaft für den TuS Heidkrug im Einsatz sind. Viel Spaß beim Lesen!
Verfasser: Eckhard Giza (Trainer 4.E-Junioren)
⚽️07:30 Uhr:
Samstag Morgen. Nervtötende Geräusche aus meinem Radiowecker. Das ist doch wohl nicht wahr! Noch lange nicht meine Zeit, zumal heute auch noch eine Nachtschicht ansteht. Egal, los, abmocht is‘ abmocht.
⚽️08:05 Uhr:
Alles eingepackt? Bälle, Pumpe, Eisbox, Pflaster… Ja, scheint so. Pässe und Trikots fährt ja der Bruder bereits quer durch die Stadt.
⚽️08:15 Uhr:
Kinan abholen. Welche Einmündung war das noch? Und die Hausnummer? Ach egal, ich werde es schon finden, war ja schließlich schon mal da. Nach der Haustürlokalisierung über die Namen an den Briefkästen öffnet sich eine Tür. Eine verschlafene Jasmin lugt zur Tür hinaus. „Kinan wartet an der Straße“. Ah ja, Danke und Tschüß. Viel Erfolg. Und da kommt er mir auch schon schwer bepackt, aufgeregt und freudestrahlend entgegen. Bevor wir losfahren, kurzer Taschen-Check. Schienbeinschoner, Trinken, Fußballschuhe. Alles dabei. Sogar niegelnagelneue Turnschuhe darf ich bewundern. Es läuft!
⚽️08:35:
Wow! Wir sind gut in der Zeit. Selten genug. Zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt. Wir unterhalten uns über das Zuckerfest, Opferfest, Weihnachten, die Schule, die Arbeit, die zickige kleine Schwester und alles, was die Welt sonst noch so bewegt. Nathalie und Louis treffen ein. Wir steigen aus, um sie zu begrüßen. Es nieselt leicht und die steife Brise kommt gefühlt aus allen Richtungen. Ich verschwende einen klitzekleinen Gedanken an mein vielleicht noch warmes, verwaistes Bett. Aber da kommen schon die Nächsten.
⚽️08:48 Uhr:
Alle da? Frohes neues Jahr! Abfahrt nach Hatten/Sandkrug. Zum Glück ist noch kein Winter.
⚽️09:22 Uhr:
Ankunft – Gute Ausschilderung, schöne Halle, ausreichend Parkplätze. Gefällt mir. Der Geruch von frischem Kaffee und Waffeln zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht – die Information über Louis vergessene Fußballtasche, die Mama jetzt im Auto spazieren fährt, lässt dies allerdings sogleich wieder gefrieren. Plan B musste her. Leihschuhe von Linus passen. Wie beim Weihnachtsbowling. Schienbeinschoner gibt es vorerst vom jeweiligen Ersatztorhüter. Alles wird gut.
⚽️09:28 Uhr:
Kabinensuche. Ach du Schreck, Spielerbogen ausfüllen! Gut, dass wir zu zweit sind. ..3.4.5.9..Tyler? Hat immer noch keinen Pass! Egal, ich guck schnell bei SpielerPlus wegen der Passnummer. Kein Eintrag! Schlamperei vom Co-Trainer. An DFBnet Online ist nicht zu denken – kein Netz! In Gedanken mahne ich die Bundesregierung, die mit dem Ausbau des Breitbandnetzes nicht nachkommt, wieder einmal ab. Meine Synapsen arbeiten auf Hochtouren und machen mich darauf aufmerksam, ein DFB-Bildschirmfoto der Mannschaft mit dem Handy gespeichert zu haben – genau für solche Fälle. Du Fuchs! Schemenhaft kann ich Tylers Passnummer erahnen. Passt schon!
⚽️09:45 Uhr:
Technisches Meeting – alles wie gehabt – Torwartabwurf wird noch schnell geändert, Rundum-Bande, etc. und dann: Drei Trainer, die nun doch 2009er in ihren Reihen haben. „Wenigstens ehrlich“ denke ich. Helfen wird es nur dem Cup-Gewinner, alle anderen werden trotzdem Niederlagen hinnehmen müssen.
⚽️09:55 Uhr:
Herzliche Begrüßung mit SWO Maskottchen und fetziger Musik. Vorfreude bei allen.
⚽️10:02 Uhr:
Wichtige Frage aus dem Mannschaftsrat: „Hallo Uwe, Hallo Ecki? Wer ist heute eigentlich Mannschaftskapitän?“ Ganz kurze Pause… Uwe und ich gucken uns an. Wer hat als nächster Geburtstag? Diego, am Achten. Spielführer geklärt.
⚽️10:12 Uhr:
Erstes Spiel für die Violetten und gleich gegen den Gastgeber. 12 Minuten Bomben-Stimmung. Danach freuen sich doch nur die Angereisten mit ihrem Support. 2:1 Dusel-Sieg. Ich schaue meinem Bruder Uwe in die Augen und sehe, wir müssen reden. Kabinenrapport für alle. Wir versuchen den Erfolg der Mannschaft auf das erforderliche Level einzustufen und erklären, dass das mit Fußball, wie wir ihn uns vorstellen, faktisch nichts zu tun hatte. Der Stimmung tut‘s keinen Abbruch und alle geloben Besserung für das nächste Spiel.
⚽️10:56 Uhr:
Nächstes Spiel gegen Wardenburg. Alle sind gleich voll bei der Sache und lassen ihren Worten tatsächlich Taten folgen. Der 1:0 Erfolg ist um mindestens 4 Tore zu gering ausgefallen. Zwei Spiele, zwei Siege – jetzt Kaffee und Brötchen. Diego leiert mir eine Waffel und Kinan ein Getränk aus der Tasche. Ich spüre, ich muss weg von der Cafeteria, sonst reicht meine Aufwandsentschädigung nicht mal mehr bis zum Turnierende. Vorher sichere ich Kinan aber noch eine Mannschaftsrunde „Chupa Chups“ zu, sofern alle weiteren Spiele von den Jungs gewonnen werden. Ehrlich? Ja. Wieder ein Lächeln (unbezahlbar). Siegessicher wird die Mitteilung von ihm weitergetragen. Vorsichtshalber kaufe ich schon mal 10 Stück. Man weiß ja nie. Melli hilft aussuchen, Cola ist immer gut. Sie kennt sich anscheinend aus! Auf das Angebot „Drei Stück für 1,00 Euro statt 0,30 Euro für einen“ will ich aber nicht zurückgreifen. Auf solch‘ krumme Dinger lass‘ ich mich lieber nicht ein, selbst wenn ich aus Delmenhorst komme. Ich bezahle die Lollis mit ‘nem Fünfer und lass´ das damit gerade sein. Eine verwaiste Tasche wird gebracht. Vater Louis ist mal eben 40 Kilometer gefahren, obwohl er eigentlich keine Zeit hat. Er trägt es mit Fassung. Ist so schön, wenn man gebraucht wird.
⚽️11:52 Uhr:
Der SV Eintracht Wildenloh wartet auf uns. Knapper verdienter Sieg, mit hoher Rückfall-Rate in Hektik wie im Auftaktspiel. Unsere Spielbesprechung in der „Mädchenkabine“ ergibt keine tiefgreifend neuen Erkenntnisse – Wir sind ein Team – Okay. Gruppe mit drei Siegen gewonnen! Halbfinale gegen die Sportfreunde aus Wüsting steht an. Wann?! Ja genau, in gut einer Stunde. Zeit für Cafeteria, Loben und Toben. Irgendwas ist halt immer. Die ersten Rufe nach den Lollies werden zu Gehör gebracht. Ich verweise auf die noch ausstehenden zwei Spiele und mahne ob des starken Halbfinalgegners.
⚽️13:23 Uhr:
Nach ausgiebiger Nutzung des Nahrungsmittelangebotes, endlich Waterloo. Oh sorry, nur Halbfinale. Mir schwant nichts Gutes, aber Uwe hat die Jungs sehr gut eingestellt und sie spielen was das Zeug hält. Das 1:0 für den TuS lässt mich von der Bank springen. Klasse gemacht. Leider postwendend gleich das 1:1. Beide Mannschaften spielen eines Halbfinales würdig. Ecke, Tor, 2:1. Unglaublich! Mist, durch die Mitte zurückgespielt, 2:2. Wie ärgerlich, das 2:3 fällt oben ins Eck. Nächstes Jahr hält Luca sowas, da bin ich mir sicher. Los! Alles nach vorne, Tor machen, das sieht gut aus. Zweimal knapp vorbei, dann noch so eine Bogenlampe vom SFW. Glaube, den hätte nicht einmal ich gehalten. Abpfiff – die Kids sind am Schlucken. Der ein oder andere kann die Tränen nicht zurückhalten. Erinnert mich auch irgendwie ein wenig an frühe Fußballjahre von mir. Der anschließende Kabinenrapport gestaltet sich allerdings schwieriger als gedacht, da einige Kicker noch nicht bereit zur Nachbesprechung sind. Sie versuchen lieber erst selbst oder mit dem Fan-Lager die Niederlage zu verarbeiten. Aber, man erinnere sich – Wir sind ein Team! Der gesamte mitgereiste Anhang schafft es die Kinder wieder aufzubauen. Vom Co gibt’s dann trotzdem die „Chupa Chups“. Zurücknehmen werden sie die in der Cafeteria selbst zum Angebotspreis sicher nicht mehr.
⚽️14:19 Uhr:
Los Jungs! Schnell die Lollies auffuttern, wir sind dran! Uwe und ich möchten den neuen Futsal-Ball. Bei einem unserer eigenen Bälle gehen seit dem Haferkamp-Cup die Nähte auf. Da könnten wir schon noch einen neuen gebrauchen. Das erzählen wir den Jungs, so ‘n Pokal, der kann doch nichts und steht eh nur irgendwo in der Ecke, wo er vor sich hin staubt. Ich denke kurz an das noch nicht gänzlich ausgeräumte Jugendzimmer meines Sohnes Nils (Anmerkung der Redaktion: Echte Heidkruger Legende und aktueller Leistungsträger unserer 1.Herren) und weiß, dass das nicht an den Haaren herbeigezogen ist. Unsere Trikots sehen wirklich klasse aus. Habt ihr gut ausgesucht. Auf jeden Fall besser als die Grünen des TuS Büppel, der erstaunlicherweise fast chancenlos mit vier Gegentoren auch auf einen ebensolchen vierten Platz verwiesen wird. Berechtigter Jubel – und das auch noch während der Spielbesprechung. Ich glaube wieder an den Fußballgott.
⚽️14.33 Uhr:
Das Finale zwischen SF Wüsting und SW Oldenburg endete wider Erwarten recht dramatisch nach einem Siebenmeter-Schießen mit 2:1 für die Sportfreunde. Vor der abschließenden Siegerehrung werden noch die von der Turnierleitung gewählten besten Spieler geehrt. Hier durfte sich Felix, der alle vier Tore im kleinen Finale schoss, eine große Tüte mit Turm Sahne Karamellen abholen. Das hat auch den Cheftrainer etwas zufriedener gestimmt. Für jeden Teilnehmer gab es dann noch eine Trinkflasche und für die Trainer selbstverständlich den dringend benötigten Futsal-Ball.
⚽️15:00 Uhr:
Großes Gewusel. Wo ist eine Kabine zum Umziehen und Duschen frei? Die Herren Mannschaften rücken schon für das Abend-Turnier an. Mir fällt auf, der Lollie-Ständer ist weg! Und stattdessen wird die Cafeteria zur Bierbar umfunktioniert. Kinder – Trikots auf links! Hosen und Stutzen richtig rum. Beeilung, die Trainer sind kaputt und brauchen ein wenig Ruhe. Ich öffne noch schnell Tylers Schuhknoten und sehe die, trotz der hochgezogenen Stutzen, zerschundenen Knie von Felix und Silas. Die Armen. Uwe und ich warten vorne! Abwechselnd sucht der/die ein oder andere Fahrer*in die Kabine auf, um leichten Abfahrtdruck auszuüben. Bedingt erfolgreich. Wichtig wie immer – Uwe geht nochmal durch die Kabine – nichts vergessen? Schuhe, Jacke, Unterhose, Socke, Duschgel, oh noch ´ne leere Pfandflasche für die Mannschaftskasse. Die Turnierquittungen sind zum Glück auch wieder da.
⚽️15:30 Uhr:
Juhu! Fertig. Sind alle Trinkflaschen verteilt? Abmarsch, danke SWO – schönes Turnier. Uwe zähl lieber nochmal 1,2,3,4…8? Wo ist 9? Die 9 ist schon weg – Luca. Alles klar, schöne Heimfahrt, schönes Wochenende.
⚽️Später:
Zuhause stelle ich ein, zwei Bilder online und guck an, was sonst so vom Tag gepostet wird. Da sehe ich u.a. einen „kleinen Mann im großen Tor“, das Team bei der Siegerehrung und Spieler mit Heldenstatus, die zu Hause nicht mehr zu halten sind, um den Eltern vom Tag zu erzählen. Ich denke, genau das ist es, was uns allen Freude bereitet, ein wenig Stolz macht und wir uns auch am nächsten Wochenende erneut den Wecker auf „zu früh“ stellen.
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